Stellen Sie sich vor, es ist dunkel. Ja, Sie befinden sich in einem sehr dunklen Raum. Was geht Ihnen durch den Kopf? Was denken Sie? Warum bin ich hier? Wie komme ich hier raus?

Sie sind extrem angespannt. Emotional – auch physisch. Ihr Puls ist schnell, der Atem fliegt. Unsicherheit, Hilflosigkeit, Angst bestimmen ihre Gefühle. Panik zieht auf.

Bedenken Sie jedoch eins: Sie sind bei klarem Verstand. Ihr wichtigstes Werkzeug arbeitet einwandfrei – Ihr Geist / Ihr Gehirn. Setzen Sie dieses Werkzeug ein. Denken Sie! Denken Sie über Ihre Situation nach. Analysieren Sie die Lage möglichst präzise – und atmen Sie dabei. Ruhig und beständig. 

Hören Sie auf ihren Atem, versorgen Sie ihren Körper und ihr Gehirn ruhig und beständig mit lebenswichtigem Sauerstoff. Ruhig und beständig. Dann analysieren Sie weiter. Was folgt nach der Beschreibung der Situation? 

Sie entwerfen Handlungsmöglichkeiten, um Ihrer Situation zu entkommen. Oder mehrere Handlungsalternativen zum Beispiel, die Sie in die Tat umsetzen. Als Erstes schauen sich konzentriert im Raum um. Gibt es irgendwo eine Tür? Ein Fenster? Sie orientieren sich, Sie reflektieren Ihre Situation erneut. Bewusstes Reflektieren und das ruhige Entwerfen alternativer Lösungen bringt Sie ans Ziel. Sie finden einen Ausgang, öffnen ihn und gehen hinaus.

Situationen dieser Art sind im Alltag eher untypisch. Hier spricht man eher von Überreizung, Überforderung durch Unbekanntes und Unerwartetes sowie Überlastungen, die zu Stress führen. Das Problem: Die Leistung des Gehirns, des rationalen Denkens wird zunächst beeinträchtigt. Sie geraten in eine Art mentale Schock-Starre. Man befindet sich im Zustand der so genannten „Verengung“, wie sie der Kölner Personalberater und Wissenschaftler Andreas Seitz in seinem Buch „Durch die Krise führen“ auf Seite 20 beschreibt.

Merkmale / Kennzeichen sind:

  • Eine verengte Perspektive
  • Eingeschränkter Zugang zu internen und externen Ressourcen
  • Angst und Unsicherheit
  • (Selbst-)Vertrauensverlust
  • Starre und Schuldzuweisungen
  • Wirkungslose, unklare Kommunikation
  • Vorurteile
  • Impulsivität

Erst wenn es gelingt, die eigene Situation klar zu analysieren und Handlungsalternativen zu entwickeln, ist man einen Schritt weiter. Man befindet sich in der Phase der Öffnung bzw. der Lösungsentwicklung.

Auch hier findet man am Ende einen Ausgang.

Verinnerlicht man ein solches methodisches Vorgehen in der Reaktion auf Stress-Situationen, hat man die erste Stufe einer eigenen „Resilienz“ erreicht – und man findet den Weg zu neuem Handeln.

Nach landläufiger Definition bedeutet „Resilienz“ nichts anderes als die Fähigkeit, gelassener auf Stress auslösende Reiz zu reagieren. Dabei ist es wichtig, diese Methodik konsequent anzuwenden – je öfter, je vielfältiger die Herausforderungen und die Lösungen, desto stärker die eigene Resilienz.

Resilienz hilft im Umgang mit Krankheit, Burnout, Überlastung – auch bei Pflegenden – ja sogar beim Tod naher Angehöriger.

Wenn Sie das nächste Mal eine Art von Dunkelheit erleben, bleiben Sie nicht erstarrt, atmen Sie ruhig und beständig – und nutzen Sie Ihr wichtigstes Werkzeug – Ihren Geist / Ihr Gehirn.

Und vor allem: Bleiben Sie optimistisch! Denn Optimismus ist einer der wichtigsten Resilienz-Booster. Ebenso Selbstvertrauen. Denn eins sollte Ihnen klar sein: Sie bestehen jede Herausforderung! Vertrauen Sie auf sich, Ihre geistige Flexibilität und Ihre Lösungskompetenz!

Dazu ein Wort zum Schluss – aus der Feder des renommierten  Börsen- und Finanzexperten André Kostolany (1906 – 1999): Wenn die Nacht am Finstersten ist, ist der Morgen am Nächsten.


Text:
Udo Foerster