Das Pflegenetz Bad Kreuznach berichtet, dass es in der Stadt Kreuznach bereits eine gute und vielfältige Palliativversorgung gibt. Das wurde bei der Fachveranstaltung des Pflegenetz Bad Kreuznach am 17. November wieder deutlich.

v.l.n.r: Christina Gann, Dr. Sebastian Daugherty, Jana Morenz-Meyer, Dr. Robert Gosenheimer, Brigitte Dreher. Foto: Annerut Marx

 

 „Jeder Mensch hat ein Recht auf Sterben unter würdigen Bedingungen“, so Anja Wagner vom Pflegestützpunkt Bad Kreuznach. Und ihre Kollegin, Annerut Marx, ergänzt: „Wie relevant das Thema ist, zeigt sich an dem großen Interesse an der Veranstaltung mit über 40 Teilnehmenden.“

Bei einer nicht heilbaren, fortschreitenden und weit fortgeschrittenen Erkrankung, begrenzter Lebenserwartung und besonders aufwändiger Versorgung, kann der Hausarzt „Spezialisierte ambulante Palliativversorgung“ – kurz SAPV, verordnen. Das SAPV-Team berät und bietet pflegerische und medizinische Versorgung. Zudem koordiniert die SAPV alle in der Versorgung Beteiligten, wie beispielsweise den Hausarzt, das Pflegeteam, die Kranken- und Pflegekasse und ambulante Hospizdienste. „Aber wir sind keine Hospizbegleiter“, unterstreicht Brigitte Dreher, Teamleiterin des Palliativstützpunkt Rheinhessen-Nahe. Ärztlicher Leiter des SAPV ist Dr. Robert Gosenheimer.

Gosenheimer ist gleichzeitig leitender Oberarzt und Palliativmediziner der Palliativstation im Krankenhaus St. Marienwörth. Auf der Palliativstation für Menschen, die nur stationär stabilisiert werden können. „Die Palliativstation ist aber keine Station für Sterbende“, macht der Mediziner deutlich. „Die Aufgabe der Palliativstation ist die Stabilisierung und der Aufbau der Patienten mit dem Ziel der Entlassung“, ergänzt er.

Auch im Krankenhaus der Stiftung kreuznacher diakonie gibt es für stationäre Patienten, die unheilbar erkrankt sind, palliative Betreuung. „Diese erfolgt allerdings nicht auf einer speziellen Station, sondern auf allen Stationen durch das Palliativteam“, so erläutert Sebastian Dr. Daugherty als stellvertretender Palliativarzt. Zusammen mit dem Stationsteam und mit den Patienten in Kontakt, um den Bedarf einer palliativen Behandlung möglichst schnell erkennen zu können. Das Team besteht aus Palliativärzten, Fachpflegekräften für Palliativpflege, Seelsorgern, Psychoonkologen, Physiotherapeuten und Mitarbeitenden des Sozialdienstes – die Leitung hat die Oberärztin Dr. med. Brigitte Jage.

Die überwiegende Zahl der Menschen wünscht sich, im Kreis ihrer Angehörigen zu sterben. Dann kann zum Beispiel der Christlich Ambulante Hospizdienst Sterbenden und ihren Angehörigen auf dem letzten Weg begleiten. „Das Leben braucht Liebe – Sterben auch“, so die Koordinatorin des Hospitzdienstes in Bad Kreuznach, Jana Morenz-Meyer.  Das Team mit sehr gut ausgebildeten ehrenamtlichen Helfern führt Gespräche, hilft bei Formalitäten oder hört einfach zu. Auch hier ist eine Zusammenarbeit mit Hausärzten, Palliativmedizinern, stationären Einrichtungen, Sozialstationen, Pflegediensten, Seelsorgern, Beratungsstellen gewährleistet. „Diese Begleitung geht auch weiter, wenn Patienten Zeit gewonnen haben und vorübergehend weniger intensiv begleitet werden müssen oder wenn eine Verlegung in ein Krankenhaus nötig wird, weil es ambulant nicht mehr geht“, betont Morenz-Meyer.

Es gibt aber auch Menschen, die sich bewusst für ein Hospiz entscheiden, um ihre Angehörigen zu entlasten oder einfach täglich und rund um die Uhr fachlich von hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitenden begleitet zu sein. Im Eugenie Michels Hospiz in Bad Kreuznach bedeutet das eine achtsame und individuelle Pflege sowie eine Palliativmedizin, die Schmerzen und andere quälende Symptome lindert. Und vor allem eine einfühlsame, intensive Begleitung. Christina Gann, Leitung Hospize Eugenie Michels, legt viel Wert darauf, dass die Gäste in den zwölf lichtdurchfluteten Einzelappartements selbst bestimmen können, wie sie diese Zeit erleben möchten und welche Wünsche nochmal wahr werden sollen. Das Credo lautet: Ja zum Leben sagen – aber das Sterben auch zulassen können. Es gibt unterstützende Therapien wie Aroma-, Kunst- und Klangtherapie. Eine ganz wichtige Rolle spielen zudem auch Tiere im Eugen Michels Hospiz, die den Gästen oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern. „Wir hatten neben Hunden auch schon ein Rentier, eine Eule und ein Falabella Pony im Haus“, berichtet Christina Gann.