In diesem Jahr stellt das Netzwerk Demenz Vulkaneifel die pflegenden Angehörigen und professionell Pflegenden in den Mittelpunkt des Welt-Alzheimertages, den das Netzwerk am 21. September 2021 als kostenlose Online-Veranstaltung von 14:00 – 16:00 Uhr durchführt.
Etwa zwei Drittel der an Demenz erkrankten Menschen in der Vulkaneifel werden von Angehörigen zuhause gepflegt. Man möchte den geliebten Angehörigen, meist der Lebenspartner, möglichst lange im gewohnten Umfeld belassen. In guten wie in schlechten Zeiten.
Doch die pflegenden Lebenspartner sind oft bereits selbst in fortgeschrittenem Alter und bedürfen der Unterstützung bei der Pflege. Nicht selten jedoch sind die Kinder an einen anderen Ort gezogen, haben sich dort eine Existenz aufgebaut und können diese Unterstützung nicht leisten. Oder eines der Kinder ist in der Nähe der Eltern wohnen geblieben und muss so die Hauptlast der Unterstützung tragen.
Für viele pflegende Angehörige in der Häuslichkeit ist der Spagat zwischen Pflege und Partnerschaft, Kindererziehung, sozialen Kontakten, Beruf oder Hobby eine tägliche Herausforderung. Die Arbeitsbelastung und der emotionale Stress in der Pflege werden insbesondere anfangs oft unterschätzt.
Die persönliche Fürsorge, also etwas für sich selbst zu tun, wird mit der Zeit immer geringer, und die übernommene Aufgabe kann unbemerkt zur Überlastung führen. Egal, welches Szenario man betrachtet: Für die pflegenden Angehörigen entstehen immer Mehrfachbelastungen.
Und die professionell Pflegenden? Obwohl sie in der Regel emotional nicht so nah an dem Erkrankten sind, übernehmen sie in ihrer ohnehin knapp bemessenen Pflegezeit eine wesentliche zusätzliche Aufgabe: Sie sind für die Angehörigen eine wichtige emotionale Stütze und oftmals der einzige außerfamiliäre Kontakt.
Mit der Corona-Pandemie ist eine weitere Herausforderung hinzugekommen. Die betreuenden Tagespflegen mussten schließen, Angehörigentreffen konnten nicht stattfinden, die meist ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen durften sich selbst nicht in Gefahr bringen und mussten deshalb ihre Unterstützungsleistung einstellen.
Die ohnehin den Alltag begleitende Vereinsamung der pflegenden Angehörigen und ihrer zu betreuenden Menschen verstärkte sich durch eine vorsorgliche Selbstisolation, um eine Ansteckungsgefahr zu minimieren.
Umso wichtiger ist es für Pflegende, rechtzeitig Hilfsangebote zu recherchieren, Unterstützung zu organisieren und positive Erlebnisse für sich selbst zu gestalten. Das Netzwerk Demenz Vulkaneifel möchte mit seiner Veranstaltung ein Bewusstsein dafür schaffen, dass die Gesundheit der Pflegenden Voraussetzung ist für den Erfolg der Pflege und dass es trotz Pflegebelastung möglich ist, positive Aktivitäten zu entwickeln und positive Akzente für sich selbst zu setzen.
Sich selbst nicht vergessen, sich etwas Gutes tun, den Kontakt zu Freunden nicht verlieren, Zeit für ein Hobby finden, Kraft sammeln für den nächsten Tag. Die Pflegenden müssen lernen, dass es wichtig und vor allem auch richtig ist, sich um sich selbst zu sorgen. Ohne schlechtes Gewissen etwas für sich selbst zu tun, kommt letztlich auch dem zu Pflegenden zugute
Die Online-Veranstaltung am 21.09.2021 widmet sich diesen Themen. Wo können pflegende Angehörige Hilfe finden? Ganz wichtig ist dabei ein erster Schritt: Die Krankheit annehmen und mit Familienangehörigen, Freunden, Nachbarn offen darüber sprechen. Hilfsangebote einfordern und annehmen. Pflegestützpunkte, Hausärzte, Selbsthilfegruppen und Nachbarschaftshilfe haben stets ein offenes Ohr. Aber den ersten Schritt müssen die Angehörigen tun.
Mit Vorträgen, Filmen und einer Podiumsdiskussion von Akteuren aus der Region wird in der Online-Konferenz das Thema aus ärztlichen, pflegerischen und beratenden Blickwinkeln beleuchtet. Das Ziel: Resilienzfaktoren fördern – Stressfaktoren reduzieren.
Über die Chat-Funktion des Konferenzsystems können die Teilnehmenden Kommentare schreiben und Fragen an die Vortragenden und Diskussionsteilnehmer stellen.
Unter www.demenz-vulkaneifel.de/wat21 finden sich im Internet weitere Informationen. Die Netzwerkkoordinatorin Gabriele Bußmann nimmt Anmeldungen per Email an g.bussmann@demenz-vulkaneifel.de entgegen.
Programm
- DEMENZ Mit deiner Wirklichkeit leben – Kurzfilm
Alzheimergesellschaft Baden-Württemberg e.V.
- Stress und Stressoren – Vortrag
Melina Mauren, Pflegestützpunkt Daun-Kelberg
- Demenz macht nicht nur den Patienten krank –
Behandeln wir die Richtigen? – Vortrag
Dr. med. Carsten Schnieder, HVZ Daun
- Entspannung: Muskelrelaxation nach Jacobson – Mitmach-Film
Melanie Jaax, Jana Föhr, Katharinenstift Hillesheim
- Familiencoach Pflege – Online-Selbsthilfe-Programm – Vortrag
Susanne Wiedmann, AOK
- Zwischen Fürsorge und Selbstfürsorge – Podiumsdiskussion
Anna-Maria Mittler, Angehörige
Rainer Reuter, Hand in Hand e.V. Lissendorf
Dr. med. Carsten Schnieder, HVZ Daun
Gertrud Simonis, Pflegestützpunkt Gerolstein
Christian Günther, Pflegeschule Daun (Moderation)
- Meine persönliche Entspannungsmethode – Mediashow
Akteure: Mitglieder des Netzwerks Demenz Vulkaneifel
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