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Maria Magdalena geht am Ostermorgen zum Grab, es ist leer. Und als sie der vermeintliche Gärtner mit ihrem Namen ruft: „Maria“, erkennt sie Jesus, der nicht im Tod geblieben ist, sie erkennt ihn als Lebendigen. Bei ihrem Namen gerufen, erfährt Maria ganz leise ein Stück vom Wunder der Auferstehung, davon, dass der Tod und Gewalt nicht das letzte Wort haben über unser Leben.   Maria wird durch die Begegnung am Grab selbst verwandelt. Von der Trauernden wird sie zur Verkünderin. “Ich habe den Herrn gesehen! Jesus ist neu in mein Leben getreten, als ich dachte, jetzt ist alles vorbei hat er mich bei meinem Namen gerufen“ .

Ich denke Ostern kann man nicht theoretisch glauben. Auch Trauer und Freude kann man nicht theoretisch besprechen, es muss erlebt und gelebt werden. Die Urerfahrungen des Lebens gehen nicht zuerst durch den Kopf, sondern durch Mark und Bein, durch Leib und Seele.  Glaube ist immer für den Ernstfall. Man muss mit eigenen Füßen, mit eigenen Herzen die Wege mitgehen, die andere vor uns gegangen sind. Die Bibel erzählt Landschaften von Trauer und Trost und wie die Zeuginnen und Zeugen vor uns darin gegangen sind. In unseren Andachten, Gottesdiensten und Gesprächen miteinander malen wir an diesen Landschaften weiter, mit unserem Kummer und unsere Hoffnung, dass Gott seine Wunder auch bei uns geschehen lässt, dass auch wir heute aus Not und Tod gerettet werden und er den Gewaltherrschern nicht den Triumph überlässt.

An Ostern, jedes Jahr auf neue, gehen wir mit Maria Magdalena mit, werden bewegt, werden bei unserem Namen gerufen, werden verwandelt von der Dunkelheit ins Licht.

Und an Ostern besingen wir das Wunder der Auferstehung, wir feiern das Geheimnis und erforschen, ob Ostern auch unser Leben trägt und hält, auch dann, wenn es ernst wird. Und vielleicht werden auch wir zu Zeuginnen und Zeugen: “Ja, ich habe den Herrn gesehen. Er ist wahrhaftig auferstanden. Darum fürchte ich mich nicht und habe Mut für jeden neuen Tag.“

 

 Sabine Stierle, Pfarrerin Ev. Kirchengemeinde Bad Kreuznach