Das Gespräch führte Joachim Kübler

Die Telefonseelsorge Nahe-Hunsrück hat mit der katholischen und der evangelischen Kirche zwei Träger.
Lange war die Stelle der evangelischen Leitung bei der verwaist – seit wann sind Sie auf dieser Position?

Offiziell bin ich seit 1. November 22 auf dieser Stelle. Angefangen habe ich aber schon im Mai des Jahres mit einem geringeren Stellenumfang.

Was haben Sie vorher gemacht bzw. machen Sie außerdem?

Ich bin Pfarrerin und hatte zwei Jahre in der Kirchengemeinde Bad Kreuznach einen 100 % Stelle mit Schwerpunkt SeniorInnenarbeit und die Arbeit mit Kirchenfernen das heißt mit Menschen, die zwar Kirchenmitglieder sind, die aber wenig unserer kirchliche Angebote nutzen. Ein weiterer Schwerpunkt war die Projektarbeit hierbei ging z. B. auch um neue Gottesdienstformen, die Entwicklung von neuen Formaten und Ideen. Nach wie vor arbeite ich zu 50 % als Pfarrerin in der Kirchengemeinde Bad Kreuznach und eben zu 50 % als evangelische Leitung der Telefonseelsorge.

Haben die Anrufe bei der Telefonseelsorge durch den Krieg in der Ukraine zugenommen?

Das lässt sich so pauschal nicht sagen, zu Beginn des Ukrainekrieges gab es mehr Anrufer, die das Thema Ukrainekrieg hatten.Doch diese Problematik ist nicht mehr die Vorrangigste.

Welche Themen haben bei den Anrufen Priorität?

Nach wie vor spielt die Einsamkeit eine große Rolle. Aber auch die Sorge, ob das Geld reicht – Zukunftsangst. Zukunftsangst- da spielt dann der Ukrainekrieg wieder eine Rolle, eben als Auswirkung, daß wir hier auch in Deutschland indirket betroffen sind, durch höhrer Lebensmittelpreise, Gas-,  Öl- und Strompreise.

Rufen mehr Frauen als Männer an?

Das hält sich fast die Waage – aber es rufen etwas mehr Frauen als Männer an.

Wie lange dauern die Gespräche durchschnittlich?

Der Durchschnittswert liegt bei etwa 30 Minuten. Es gibt aber auch Gespräche, die eine Stunde dauern.

Wie kann die Telefonseelsorge konkret helfen?

Aufgabe der Telefonseelsorge ist es zu zuhören. Ein offenes Ohr zu haben. Zeit zu haben, damit die Menschen von ihren Sorgen erzählen können. Es kann hilfreich sein, daß sich ein Mensch von außen die Sorgen anhört und manchmal auch die Gedanken sortiert, so daß die Anruferin oder der Anrufer eine veränderte Sicht auf die Probleme bekommt. Ein Perspektivwechsel hilft manchmal den Blick zu weiten. Das Besondere der Telefonseelsorge ist, daß jede Anruferin und jeder Anrufer anonym bleibt. Wir sehen keine Nummer am Telefon und der Anruf taucht auch auf keiner Rechnung auf. Und die Anruferinnen und Anrufer erzählen nur das, was sie wollen, was für sie selbst wichtig ist und was sie mitteilen wollen. Manchmal gibt es auch Anruferinnen oder Anrufer, die etwas Schönes mitteilen wollen.  

Welche Anzahl an Ehrenamtlichen haben Sie aktuell?

Derzeit haben wir 56 Ehrenamtliche.

Wie lange dauert eine Telefonschicht?

Wir haben sechs Schichten zu je vier Stunden, sodass die Telefonseelsorge rund um die Uhr erreichbar ist- Sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.

Gibt es für die Ehrenamtlichen psychologische Unterstützung, nach schweren Telefonate?

Ja, es gibt eine qualifizierte Supervision.

Was ist die Voraussetzung, um bei der Telefonseelsorge mitarbeiten zu können?

Viel Offenheit für die Mitmenschen. Die Bereitschaft ohne Vorurteile sich die Krisen und Sorgen anderer Menschen anzuhören, aber auch Menschen und ihre Sorgen und Probleme nicht zu bewerten.
Es geht auch um Authentizität. Das Fachliche wird in der Ausbildung vermittelt.

Wann starten wieder Ausbildungskurse?

Wir haben jetzt im November mit einer neuen Ausbildungsgruppe begonnen. Die Ausbildung dauert ein Jahr.

 

Sabine Stierle ist evangelische Pfarrerin in der Kirchengemeinde Bad Kreuznach.
Zudem leitet sie die Telefonseelsorge Nahe-Hunsrück zusammen mit ihrer katholischen Kollegin Joanna Wyrchowy.

Weitere Informationen sind auf unserer Homepage www.telefonseelsorge-nahe-hunsrueck.de zu finden.

Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr.
0800 / 111 0 111
0800 / 111 0 222