Joachim Kübler sprach mit Monika Kleinert. Sie ist Krankenschwester und  Fachkrankenschwester für Gerontopsychiatrie – kennen sich also mit dem Thema  Demenz aus. Zudem leitet sie den Gesprächskreis für „Zugehörige von Menschen mit  Demenz und Vergesslichkeit“ der Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz in Bad  Kreuznach.

Frage:
Guten Tag Frau Kleinert. Die Wahrscheinlichkeit, an einer Demenz zu erkranken, steigt mit dem Lebensalter. Zurzeit leben in Deutschland etwa 2,5 Millionen Menschen mit einer Demenz, davon etwa 84 000  in Rheinland-Pfalz. Können Sie uns sagen, was die ersten Anzeichen einer Altersdemenz sind? 

Monika Kleinert:
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft benennt in 11 Warnsignale – diese sind: 

  • Gedächtnisstörungen
  • Ständiges Verlegen von Dingen
  • Zunehmende Probleme bei der zeitlichen Orientierung und im fremden Umfeld – Schwierigkeiten bei der Erledigung alltäglicher Aufgaben
  • Probleme den Überblick bei der Organisation von Alltagsaufgaben zu behalten – Zunehmende Unfähigkeit Gesprächen zu folgen
  • Rückzug aus dem Arbeitsleben und / oder sozialen Kontakten
  • Veränderung der Stimmung und des Verhaltens
  • Probleme mit der räumlichen Orientierung
  • Wortfindungsstörungen
  • Schlechtes oder vermindertes Urteilsvermögen

Frage:
Welche Rolle spielen Angehörigen-Gesprächskreise bei der Entlastung von  pflegenden Zugehörigen von Menschen mit Demenz? 

Monika Kleinert:
Etwa 75 % der Erkrankten werden von Familienmitgliedern zu Hause betreut und gepflegt. Die Begleitung von Menschen mit einer fortschreitenden Demenz stellt eine große  Herausforderung dar. Betreuende Angehörige sind immer mitbetroffen, weil sie die  auftretenden Symptome kompensieren und für eine sichere Umgebung sorgen müssen.  Für betreuende und pflegende Zugehörige ist es darum wichtig, sich Informationen über  den Verlauf der Erkrankung und Unterstützungsmöglichkeiten einzuholen. Ein wichtiger  Schritt, um sich selbst vor Überforderung zu schützen. Angehörige-Gesprächskreise  bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen auszutauschen, die sich in ähnlichen  Situationen befinden. Hier erhalten sie Informationen über die Erkrankung und wertvolle  Tipps zu Hilfsangeboten. 

Frage:
Was verbirgt sich hinter dem Gesprächskreis für „Zugehörige von Menschen mit  Demenz und Vergesslichkeit“ in Bad Kreuznach? 

Monika Kleinert:
Die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz beschäftigen sich seit über 25 Jahren intensiv mit dem Thema Demenz. Der Gesprächskreis für Zugehörige von Menschen mit Demenz  und Vergesslichkeit wird von den Franziskanern seit 2007 organisiert. 

Frage:
Wo findet der Gesprächskreis statt und was kostet die Teilnahme? 

Monika Kleinert:
Der von mir moderierter Gesprächskreis findet jeden dritten Dienstag im Monat, in der Zeit von 18.30 Uhr bis 20.30 Uhr in der Begegnungsstätte Vielfalt in 55583 Bad Kreuznach im  Stadtteil Bad Münster in der Kurhausstraße 43 statt und ist kostenfrei.

Frage: 
Wer darf dort teilnehmen? 

Monika Kleinert:
Der Gesprächskreis steht allen Interessenten offen. 

Frage:
Welche Unterstützungsmöglichkeiten bietet der Gesprächskreis? 

Monika Kleinert:
Der Gesprächskreis gibt den Zugehörigen von Menschen mit Demenz und Vergesslichkeit  die Möglichkeit, mit Betroffenen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, ins  Gespräch zu kommen. Hier können sich Angehörige gegenseitig ermutigen und von ihren  Erfahrungen im Umgang mit den Erkrankten berichten. Zudem tut es den Teilnehmenden  gut, wenn sie erfahren, dass sie mit dem Problem nicht alleine sind und auch mal eigene  Gefühle aussprechen zu können. 

Frage: 
Gibt es auch ganz praktische Tipps? 

Monika Kleinert:
Natürlich tauschen die Angehörigen auch Tipps aus, die in der jeweiligen häuslichen  Praxis erprobte sind. Im Mittelpunkt steht aber immer das Erlernen eine wohlwollende  Umgangs mit den Erkrankten. Das Krankheitsbild der Demenz erfordert zudem besondere Umgangsregeln. Unsere gemeinsamen Treffen werden aber auch genutzt, um sich  Wissen über die Erkrankung anzueignen. Auch Themen zur Pflege oder rechtlichen  Fragen werden hier diskutiert. 

Frage: 
Es gibt also auch Fachvorträge? 

Monika Kleinert:
Ja. Die Gruppenmitglieder legen selbst fest, welches Thema besonders wichtig ist. Wir  laden in regelmäßigen Abständen Fachreferenten ein, die dann über das Krankheitsbild  berichten. Diese Termine werden übrigens auch in der Presse veröffentlicht und sind für  die interessierte Öffentlichkeit offen.

Frage: 
Gibt es weitere Gruppen? 

Monika Kleinert:
Ja, es gibt noch eine Gruppe, die für Betroffene und Angehörige gleichermaßen gedacht  ist. Diese Gruppe trifft sich 1x im Monat zu gemeinsame Aktivitäten, um die soziale  Kontakte zu stärken. 

Frage: 
Welche Aktivitäten sind das? 

Monika Kleinert:
Das kann beispielsweise eine gemütliche Kaffeerunde oder einem gemeinsamen  Spaziergang sein. Und, ganz wichtig: Bei diesen Veranstaltungen steht das Krankheitsbild  Demenz zu keiner Zeit im Vordergrund. Es geht um den Spaß an der gemeinsam  verbrachten Zeit und den Gesprächen. 

Frage: 
Was planen Sie noch in 2024? 

Monika Kleinert:
Für dieses Jahr sind noch Aktivitäten wie beispielsweise ein gemeinsamer Besuch im  Freilichtmuseum in Bad Sobernheim, mit einem gemeinsamen Kaffeetrinken in der  historischen Küche der 50er und 60er Jahre, der Besuch eines Puppenspielers oder ein  gemeinsamer Tanz-Nachmittag geplant. Ein wichtiges Anliegen der gemeinsam  verbrachten Zeit ist es immer, für alle eine positive Atmosphäre zu schaffen, in der sich  alle Willkommen und verstanden fühlen. 

Frage: 
Gibt es auch nur für Erkrankte einen Gesprächskreis? 

Monika Kleinert:
Leider gibt es in Bad Kreuznach zurzeit noch keinen eigenen Gesprächskreis für  Menschen mit einer beginnenden Demenz und Vergesslichkeit. Die Franziskanerbrüder  vom Heiligen Kreuz sind aber dabei einen Gesprächskreis für Menschen mit Demenz und  Vergesslichkeit zu organisieren, weil ein Leben mit einer beginnenden Demenz noch lange selbstbestimmt möglich sein kann. Und auch Betroffene einen Ort, wo sie Rat,  Unterstützung und Verständnis finden benötigen. Es geht aber auch darum, dass soziale  Kontakte gepflegt werden und Betroffene ihre geistigen Fähigkeiten fördern.

Frage: 
Letzte Frage: Wie und wo können sich Interessierte anmelden? 

Monika Kleinert:
Gerne bei mir telefonisch über die Handynummer oder per E-Mail. 

Vielen Dank für das Gespräch und die Informationen über den Gesprächskreis für  „Zugehörige von Menschen mit Demenz und Vergesslichkeit“.

Kontakt:
Monika Kleinert, Telefon: 0151- 20267692, E-Mail: monika.kleinert@franziskanerbrueder.org

HIER finden Sie weitere Interview zum Thema:
Unterstützung für pflegende Angehörige.