Joachim Kübler sprach mit der ersten Vorsitzenden des Netzwerk Demenz Region Bad Kreuznach e.V., Annerut Marx.

Frage:
Ich grüße Sie, Frau Marx. Sie sind die neue erste Vorsitzende des Vereins Netzwerk Demenz Region Bad Kreuznach e.V. Gratulation! Sie wollen mit dem Netzwerk Demenz wieder mehr Angebote für Menschen mit Demenz und deren Angehörigen in der Region Bad Kreuznach schaffen. Seit wann besteht der neue Vorstand?

Annerut Marx:
Danke! Ja, die Aktivitäten des Vereins waren in den letzten Jahren aufgrund der Corona- Pandemie und personeller Veränderungen eingeschlafen. Wir freuen uns, dass wir nun wieder mit vereinten Kräften neu starten können. Dr. Heckmann, der schon seit Gründung des Netzwerkes dabei ist, hat uns für die Mitarbeit im Vorstand geworben. Ende letzten Jahres sind wir gewählt worden, neben mir gehören noch Monika Kleinert, Dr. Jochen Heckmann und Nicole Sgaslik zum Vorstand. Wir sind ein richtig gutes Team und freuen uns, das Netzwerk Demenz vertreten zu können!

v.l.n.r.: Dr. Jochen Heckmann, Annerut Marx, Nicole Sgaslik, Monika Kleinert. Foto: Joachim Kübler

 

Frage:
Warum ist das Krankheitsbild der Demenz eine Herausforderung?

Annerut Marx:
In Rheinland-Pfalz sind ca. 80.000 Menschen an einer mittelschweren oder schweren Demenz erkrankt. Bezogen auf den Landkreis Bad Kreuznach sind dies über 3.000 Erkrankte. Aufgrund der demografischen Veränderungen wird die Anzahl der Betroffenen künftig deutlich steigen. Für Gesellschaft und Gesundheitswesen ist diese Entwicklung eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Nicht nur für den Gesetzgeber und die Träger sozialer und gesundheitspflegerischer Institutionen, sondern vor allem für die Angehörigen und natürlich auch für die Menschen, die an Demenz erkrankt sind.

Frage:
Und wo kann der Verein helfen?

Annerut Marx::
Im Anfangsstadium einer Demenzerkrankung brauchen Betroffene und Angehörige neben der medizinischen Diagnostik und Therapie vor allem Informationen und Beratung. Wir versuchen, ein Netz zwischen den Angeboten in der Region Bad Kreuznach zu spannen. Und darüber hinaus wollen wir vor allem auch notwendige Angebote für die Betroffenen und ihre Angehörigen schaffen.

Frage:
Was bedeutet das konkret?

Annerut Marx:
Zur Vernetzung der regionalen Anbieter und dem Austausch gibt es zum Beispiel unseren runden Tisch. Hierzu laden wir alle Institutionen ein, die mit dem Thema Demenz zu tun haben. Dazu gehören die unterschiedlichsten Anbieter von ambulanten und stationären Hilfen, aber auch die Stadt-u. Kreisverwaltung, Kirchengemeinden u.v.m. Unser Ziel dabei ist es, mit unserem Netzwerk den Betroffenen und deren Angehörigen wirksame Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten. Mitte Mai hatten wir unseren ersten runden Tisch in der neuen Besetzung, dort sind viele Ideen entstanden. Es war ein sehr gelungener und inspirierender Austausch!

Frage:
Und welche Unterstützung erfahren Betroffene und ihre Angehörigen direkt?

Annerut Marx:
Menschen mit Demenz und deren Angehörige stehen vor vielen Herausforderungen, die oft auch den Alltag bestimmen und viel Aufmerksamkeit und Engagement fordern. Uns ist bewusst, dass wir die Lebensumstände der Menschen, die an Demenz erkrankt sind, nicht grundlegend verändern können. Unser Ziel ist es jedoch, die Menschen in ihrer Lebenssituation zu unterstützen, ihnen zu helfen, mit ihrer persönlichen Situation umzugehen und Möglichkeiten aufzuzeigen, die den Alltag erleichtern, die sie stärken und zur Bewältigung der Situation beitragen. Deshalb initiiert der Verein beispielsweise Vorträge und Kurse zur Aufklärung über das Krankheitsbild und den Umgang damit, davon profitieren gerade Angehörige sehr. Zudem organisieren wir auch Veranstaltungen, die Menschen mit Demenz gemeinsam mit ihren Angehörigen besuchen können. Wir regen dadurch zu gemeinschaftlichem Erleben und zur Begegnung mit Anderen an, es geht um das gemeinsame Lachen, Singen, Tanzeneinfach um Freude im Alltag.

Frage:
Haben Sie denn schon einige Veranstaltungen terminiert?

Annerut Marx:.
Ja, am 14. Juni geht es um 14:00 Uhr mit einer Veranstaltung in der Begegnungsstätte „Vielfalt“ in der Kurhausstraße 43 in Bad Münster am Stein-Ebernburg.

Frage:
Um was geht es bei der Veranstaltung?

Annerut Marx:
Wolfgang Bartmann, ein renommierter Bauchredner und Puppenspieler, wird da sein. Mit seiner Kunst des Puppenspiels hat er eine bemerkenswerte Wirkung auf Menschen mit Demenz. Das Puppenspiel erweckt Freude und Begeisterung und scheint die Menschen in ihre Kindheit zurückzuversetzen und Erinnerungen zu aktivieren. Herr Bartmann wirkt allerdings nicht als Therapeut, sondern als Künstler.

Frage:
Bieten Sie auch einen Kurs zum Thema Demenz für Angehörige an?

Annerut Marx:
Ja, am 4. Juli beginnt ein vierteiliger Kurs für Angehörige. Dieser Kurs „Hilfe beim Helfen“ vermittelt Angehörigen wichtiges Wissen zum Krankheitsbild und zum Umgang mit den erkrankten Menschen. Dies ist grundlegend und entscheidend für die Alltagsgestaltung. Darüber hinaus geht es aber auch um rechtliche Themen wie die Pflegeversicherung, rechtliche Betreuung und Vorsorgevollmacht. Und nicht zuletzt auch um die Frage, wie man als Angehöriger gut für sich selbst sorgen kann. Der Kurs ist also sehr hilfreich für alle, die sich mit dem Thema beschäftigen möchten.

Frage:
Vom 16. bis 22. September ist die Woche der Demenz – sind hier auch Aktionen geplant?

Annerut Marx:
Genau, bei unseren letzten Treffen mit den Institutionen im Mai gab es auch einen Ideen-Workshop für Aktionen in der Woche der Demenz. Wir möchten gerne eine zentrale Eröffnungsveranstaltung sowie verschiedene Informations- und Unterhaltungsprogramme in der Innenstadt von Bad Kreuznach organisieren. Zusätzlich planen einige stationäre Pflegeheime und auch ambulante Pflegedienste einen Tag der offenen Tür.

Weitere Infos unter: www.netzwerk-demenz-badkreuznach.de