Netzwerk Demenz unterstützt Pflegebedürftige und deren Angehörige
Die neuesten Zahlen sind erschreckend: 2021 lebten in Deutschland fast 1,8 Millionen Menschen mit Demenz, so die jüngste Statistik der Deutschen Alzheimer-Gesellschaft. Und die Tendenz ist weiter steigend. Gerade für Betroffene auf dem flachen Land ist es wichtig, dass Hilfsangebote vor Ort Hand in Hand arbeiten. Ein Beispiel dafür ist das Netzwerk Demenz im Rhein-Hunsrück-Kreis, bei dem auch die Experten der Stiftung kreuznacher diakonie aus der Seniorenhilfe und dem Krankenhaus engagiert sind.
Das Netzwerk Demenz im Rhein-Hunsrück-Kreis ist ein Zusammenschluss aus unterschiedlichen Anbietern, die die Versorgung und Unterstützung von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen sowie anderer nahestehender Pflegepersonen sichern und verbessern wollen. Im Fokus steht dabei die Hilfe zur Selbsthilfe mit dem Ziel, möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Dabei ist die Zusammenarbeit im Netzwerk ein entscheidender Erfolgsfaktor. Bei der Auftaktveranstaltung des Netzwerkes vor einigen Tagen in Simmern erklärte Dr. Winfried Oberhausen, Chefarzt der Psychiatrischen Abteilung an der Hunsrück Klinik Simmern: „Menschen, die an einer Demenz leiden, verlieren nach und nach ihre kognitiven Fähigkeiten wie zum Beispiel die Orientierung, das Gedächtnis oder die
Aufmerksamkeit. Folgen können Persönlichkeitsveränderungen und plötzliche Stimmungsschwankungen sein.“ Diese Veränderungen haben meistens Einfluss auf nahestehende oder betreuende Angehörige und können sich auch auf deren Alltag auswirken. Oberhausen weiß, dass die meisten Menschen mit Demenz Zuhause betreut und dabei von nahen Angehörigen gepflegt werden. Müssen diese Patienten ins Krankenhaus, sind die Demenz-Kompetenz-Ansprechpartner der Hunsrück Klinik wichtige Stützpfeiler für die Betroffenen und ihre Angehörigen. Diese speziell geschulten Klinik-Mitarbeiter unterstützen Patienten und Angehörige während des Behandlungsprozesses und sorgen für einen individuellen und bedürfnisorientierten Umgang mit ihnen. Gleichzeitig können sie Fragen beantworten und praktische Tipps geben. Dabei erleichtern beispielsweise Aktivierungs-Boxen mit Vorlese-Büchern, Bildern oder anderen Materialien den Aufenthalt und die Kommunikation mit den Demenz-Patienten. Die Mitarbeitenden des Sozialdienstes des Krankenhauses beraten Angehörige zu allen Fragen der häuslichen Versorgung, zu Unterstützungsangeboten und Hilfsmitteln, Themen der Pflegeversicherung, Selbsthilfegruppen, Informationsstellen und zur weiterführenden Auskunft.
Auch im Alltag vor Ort greift das Netzwerk: Seniorenheime der Stiftung kreuznacher diakonie in Sohren, Simmern, Bad Kreuznach, Kirn und Bingen haben fachlich qualifizierte Mitarbeiter, durch die Menschen mit Demenz gut und sicher versorgt werden. Die Seniorenhilfe bietet Kurzzeit- und Tages-Pflegeplätze, die pflegende Angehörige entlasten und anregende Begegnungen ermöglichen. Hinzu kommen sechs Sozialstationen in Bad Kreuznach, Kirchberg, Simmern, Büchenbeuren, Rheinböllen und Traben-Trarbach, die direkt zu den Betroffenen nach Hause kommen: „Unsere Demenz-Experten bieten das komplette Spektrum an Pflege, Beratung und Unterstützung an. Während der Tagespflege leben Menschen in ihrer gewohnten häuslichen Umgebung und besuchen an einem oder mehreren Tagen pro Woche die Tagespflege. Zudem gibt es weitere Spezialangebote wie das Café Spurensuche der Sozialstation in Simmern, Rheinböllen und Büchenbeuren“, erklären Marianne El Hrizi und Kerstin Jakobs, Pflegedienstleistung der Diakonie Sozialstationen in Simmern und Rheinböllen. Das Angebot umfasst zudem einen Fahrservice, der die Menschen an der Wohnungstür abgeholt, individuell zugeschnittene Betreuungsangebote, verschiedene Freizeitaktivitäten und gemeinsame Mahlzeiten. Die Angebote sind darauf ausgelegt, die Fähigkeiten der Gäste zu erkennen und zu erhalten. Dabei schafft ein vertrauter Rahmen Sicherheit und Vertrauen.
Pflegende Angehörige können sich an unterschiedlichen Pflegestützpunkten zum Beispiel in Kirchberg und Bad Kreuznach kostenlos und unverbindlich beraten lassen. „Zunächst einmal ist es wichtig, Entlastung zu schaffen und alle Familienmitglieder miteinzubinden. Schaffen sie sich Auszeiten, besuchen sie Altenheime bei Veranstaltungen oder Schnuppertagen, um sich zu informieren. Unterstützung erhält man auch immer bei den Pflegestützpunkten oder beim Netzwerk Demenz“, erklärt Julia Lay, Pflegedienstleitung der Diakonie Sozialisation in Büchenbeuren.
Altenpflegerin Andrea Thimming vom Wohnpark Sophie Scholl in Bad Kreuznach referiert am Mittwoch, den 14. Dezember 2022 von 17 bis 18:30 Uhr im Haus des Gastes in der Kurhausstraße 22-24 in Bad Kreuznach zum Umgang mit Menschen mit Demenz. Gleichzeitig gibt sie Tipps für pflegende Angehörige und klärt Fragen rund um die Akzeptanz der Erkrankung, mögliche Hilfsmittel und fördernde Tätigkeiten.
Mit dem Kurs „Demenz verstehen“ erfahren Angehörige, die Menschen mit demenziellen Erkrankungen pflegen, aktive Unterstützung im Umgang mit der Krankheit. Der zweitägige Kurs findet zweimal im Jahr in der Diakonie Sozialstation Rheinböllen und zweimal in Büchenbeuren statt. Der nächste Termin ist am 24. und 25. März 2023 in Büchenbeuren und am 21. und 22. April 2023 in Rheinböllen. Anmeldungen zu diesem kostenlosen Angebot sind für den Kurs in Rheinböllen beim Pflegestützpunkt Damschied unter der Telefonnummer 06744/94009 oder direkt bei der Diakonie Sozialstation Rheinböllen unter der Telefonnummer 06764/3020940 und für den Kurs in Büchenbeuren über den Pflegestützpunkt in Kirchberg unter der Telefonnummer 06763/302911 möglich.
Quelle:
Stiftung kreuznacher diakonie
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